Es ist eine Krux, am Morgen ist die Zeit einfach immer zum verzweifeln knapp. Endlich im Bus Richtung Bahnhof, Richtung Länggasse, dem Termin entgegen. Wenn jetzt nicht ein Lastwagen im Weg steht und auch sonst alles glatt geht, schaffe ich es gerade noch. Der Bus gleitet lautlos auf die Haltestelle Zytglogge zu. Die Türe öffnen, gleich werden sie sich wieder schliessen und die Fahrt geht weiter. Doch was ist jetzt wieder los? So lang kann das Aus- und Einsteigen doch nicht gehen? Die mittlere Türe schliesst nicht. Böse Blicke schiessen in die Richtung, prallen ab. Denn dort steht ein Liebespaar, ganz Junge, die sich nicht trennen können. Ineinander verschlungen trotzen sie der bevorstehenden Trennung. Ein unendlich langer Tag ohne Schatz, ein Abschiedskuss  wie für ewig, Casablanca am Zytglogge.

Das ist natürlich etwas anderes! Da darf  die Zeit auch für uns anderen ein wenig stehen bleiben. Diskret schaut man zum Fenster hinaus, grinst sich zu, denkt lächelnd an längst vergangene Zeiten. Die Türe schliesst endlich zischend hinter der jungen Frau, die einen schier hilflosen Liebenden zurücklässt, der hinter dem davon eilenden Spiegelbild nachträumt.

Peter Maibach