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Die Berner Matte

 

Lage und Geschichte

Das Berner Mattequartier liegt am Rand der Berner Altstadt, unten am Aareufer, zwischen Bärengraben und Münster. Die Berner Altstadt ist ein verwinkeltes Labyrinth von Gassen, Gässchen und Querverbindungen. Typisch sind die Arkaden (Lauben), die vor Hitze und Regen schützen. Halten Sie einen Stadtplan bereit, es gibt ihn gratis im Tourismusbüro im Hauptbahnhof oder klicken Sie sich durch zur Homepage von ► www.bernetourism.ch zum kostenlosen Herunterladen.


Die Berner Matte Bern bei Wikipedia

http://de.wikipedia.org/wiki/Mattequartier

Das Online-Lexikon dokumentiert die Stadt Bern in einem umfassenden Kapitel, das sämtliche Bereiche der Hauptstadt der Schweiz abdeckt. Neben historischen und geographischen Angaben, Sprache, Kultur und Wissen finden sich zahlreiche Links zu allen aktuellen Themenkreisen.


Ferdinand Hodler ein Mätteler?

Inschrift am MatteschulhausInschrift am Matteschulhaus

Urs "Woody" Wüthrich, Mätteler und Stadtredaktor bei der Bernerzeitung schreibt dazu in der Ausgabe der BZ vom 3.5.2008:

Sicher ist, dass Ferdinand Hodler am 14.März 1853 nicht im Mattequartier geboren wird, sondern im Haus «233 Rot». Es wurde 1870 abgerissen, stand im «roten» Armenviertel, an der heutigen Schauplatzgasse 37, wo sich das Loeb-Lebensmittelgeschäft befindet.
Sein wortkarger Vater verdingt sich mit Tischlerarbeiten, seine fröhliche Mutter kocht im Käfigturm für ein paar Dutzend Gefangene.
Ferdinand ist das älteste von sechs Kindern und schlägt der Mutter nach.

Tod durch Schwindsucht

Hodlers darben. Im Verlauf weniger Jahre sterben – ausser Ferdinand – alle Familienangehörigen an Schwindsucht (Tuberkulose), der typischen Armenkrankheit. Nach dem Tod des Vaters zieht die Mutter mit ihren Kindern und ihrem zweiten Mann, dem Flachmaler Gottlieb Schüpbach, in die Matte, wenig später nach Steffisburg.

Urs Wüthrich (urs.wuethrich @bernerzeitung.ch)

Historisches

Vermutlich um 1160 erfolgte die eigentliche Stadtgründung Berns. Das offizielle Datum 1191 war der Abschluss der Erweiterungen der ursprünglichen Flussübergangssiedlung an der Aare. Die Bezeichnung Matte taucht erstmals 1327 offiziell auf. Das Flussquartier war während Jahrhunderten ein Durchgangsviertel, mit der Untertorbrücke als weit herum einzigem Aareübergang. Schiffer und Flösser transportierten ihre Fracht bis in die Matte, dem Fluss-Hafenviertel der Stadt. Neben Fischern und Fuhrleuten fanden auch zahlreiche Gewerbe Platz im engen Quartier. Kleinindustrie nutzte die Wasserkraft und die Gerber fanden günstige Arbeitsbedingungen ausserhalb der eigentlichen Stadt.

Untertorbrücke

Um 1448 wohnten rund 600 Bewohner in der Matte, etwa 10% der Stadtbevölkerung, 350 Jahre später hatte sich die Bevölkerung in der Matte verdoppelt, heute leben rund 1400 Personen im Quartier. 1891 entstand das erste Elektrizitätswerk Berns in der Matte, seit 1897 besteht der Matte-Plattform-Lift und überwindet die 33 Höhenmeter in die Oberstadt.

Nach dem Industrie- und Büetzerquartier wurde die Matte zum quartier-latin Berns, in dem sich die Künstler, Studenten und Bonvivantsgemeinde niederliess. Nach teilweise luxuriösen Renovationen der alten Häuser wichen die Industrien zahlreichen kreativen Werbebüros. Heute (Volkszählung 2000) leben rund 1'200 Personen in der Berner Matte - 1960 waren es noch rund 1700 Personen.

Mit dem Ausbau der Aarstrasse in den Sechzigern wurden die Gassen in der Matte zu einer Umfahrungsstrasse, bis endlich die Autobahn um Bern fertig gestellt wurde und dadurch eine wesentliche Entlastung brachte.

Die neue Umnutzung in ein Wohnquartier mit Tempo 30 und der Ausbau der Dienstleistungs- und Amüsierbetriebe bringt wieder zusätzliche Bewegung ins Quartier.  

► Zahlreiche weitere Angaben finden Sie im Buch Mattenänglisch, Geschichte der Matte. Mehr zum Buch: bitte hier klicken.


Historisches Bern multimedial - unser CD Tipp

Vor über hundert Jahren: mit der Kamera auf dem Münsterturm

Das Bern, das sich auf dem Bildschirm meines PC’s ausdehnt ist ein Bern vor über hundert Jahren, ein Bern noch kaum mit Strom oder mit fliessendem Wasser ausgerüstet, ohne Autos, Dörfer statt Aussenquartiere, aber mit einer dicht besiedelten Innenstadt.

Auf den ersten Blick sieht es aus wie immer – die Berner Altstadt von oben, das Dächergewirr, die Aare, die englischen Anlagen – ein Sommertag auf dem Münster.

Doch dann bleibt der Blick an Details der Schwarzweissaufnahmen hängen: ein Steg über die Aare bei der heutigen Cinématte? Das Fabrikgebäude mit dem hohen Schornstein und die Werkstätten an der Wasserwerkgasse wirken fremd. Vor der Stadtmühle wartet ein Fuhwerk.

Im Sommer 1894 schleppte der Fotograf Hermann Völlger seine Fotoausrüstung auf den Münsterturm und fotografierte acht Aussichten, die er zu einem grandiosen Panorama zusammenfügte. Diese Aufnahmen liegen digitalisiert und auf eine CD gepackt vor. Mit digitalen Navigationshilfen ausgerüstet gleite ich durch das historische Stadtbild eines alten Berns, natürlich surfe ich zuerst durch die alte Matte. Manche Gasse und auch der Mühlenplatz scheinen unverändert die Zeit überdauert zu haben. Doch wenn man näher hinschaut erkennt man die damals engen Wohnverhältnisse der meist unterprivilegierten Mattebewohner und die enge Durchmischung von Wohnen, Leben und Arbeiten im Quartier.

In das Panorama eingewoben sind 600 anklickbare historischen Aufnahmen rund um das Jahr 1894. Eine praktisch Suchhilfe ist der unterlegte, verlinkte Stadtplan – natürlich aus dem Jahr 1895.

Angereichert sind die nach Kategorien gegliederten Bildwelten mit Kurzkommentaren, Klangcollagen und nachgespielten Gesprächen aus der Zeit und unzähligen liebevoll eingepflegten Details, die es nach und nach zu entdecken gilt: Heimwehmätteler und Mattefrauen werden sich beim Klang der Kirchenglocken vom Münster, von Peter und Paul oder der Nydegg an die Zeit unten an der Aare erinnern. Und wer es mehr mit den Promis hat, dem sei verraten, dass sich der erste in Bern gedreht Film ebenfalls auf der CD befindet und etwas mit einem König zu tun hat.

Ein umfassendes Begleitbuch beleuchtet den historischen Hintergrund dieser Epoche und liefert weitere Details zu den Fotos. Da ist wirklich ein eindrucksvolles, kreatives Multimediawerk gelungen. Nach meinen ausgedehnten virtuellen Entdeckungsreisen jedenfalls war ein Spaziergang durch das reale heutige Bern ein komplett neues Erlebnis.

Peter Maibach
 
 

Bibliografie:
Bern im Aufbruch - eine Multimedia CD
Burgerbibliothek Bern (Hrsg.)
CD-ROM (PC und Apple) mit einem 128-seitigem Begleitbuch
CHF 39.– / € 24,70
ISBN 978-3-7272-1224-6
Stämpfli Publikationen AG
CH–3001 Bern