Quartierzeitung aus der Berner Matte

Ausgabe Dezember 2000


Inhaltsverzeichnis


EDITORIAL

Liebe Leserinnen und Leser

Das Schreiben eines Editorials gibt immer wieder Gelegenheit, auf das vergangene Quartal zurückzublicken und vorauszuschauen, was in den nächsten Monaten auf uns zu kommt.

Ich schaue gern auf das Herbstquartal zurück:

Ein ganz besonderes Erlebnis für uns als Vorstand war die öffentliche Verkehrsdiskussion Mitte August im Berchtoldshaus. Ich danke allen, die sich daran beteiligten. Wir haben es geschafft in der Runde einige konkrete Ideen und Vorschläge zu sammeln, die der Matteleist - soweit es in seinen Möglichkeiten liegt - in sein Pflichtenheft aufgenommen hat.

Das Protokoll zu diesem Abend ist in dieser Ausgabe und auf der www.matte.ch zu lesen. Herzlichen Dank an die Verfasserin Rosmarie Bernasconi.

Mit der Stadtverwaltung (Abteilung Planungs- und Baudirektion) und den Vertretern verschiedenster Interessengruppen haben die Diskussionsrunden zur Regelung des Nachtlebens in der Matte und der untern Altstadt begonnen. Den Sitzungen im grossen Rahmen gingen viele Treffen und Sitzungen mit einzelnen Vertretern voraus.

Die Verhandlungen werden leider erst im Januar wieder aufgenommen.

Ende Oktober wurde in den Medien das neue Konzept von Bern Tourismus publiziert. Von der dort propagierten Idee einer «Jugendmeile in der Matte» distanziert sich der Matte - Leist. Es ist unverständlich, dass während laufenden Gesprächen und des Suchens nach einem Konsens, solche Ideen veröffentlicht werden!

Auch der Altersausflug hat in diesem Jahr wieder im Spätsommer stattgefunden. Es war ein fröhliches Beisammensein und die Reisenden

genossen den herrlichen Sommertag! Herzlichen Dank an den Organisator Rolf Badertscher!

Nun freue ich mich sehr auf die kommende Adventszeit! Wie jedes Jahr dürfen wir auch im 2000 die Matte mit einem «lebendigen Adventskalender» schmücken. Der Kalender wurde bereits in die Briefkasten verteilt.

Herzlichen Dank an Jacqueline Vuillien, die mit viel Geschick den Kalender zusammengestellt hat!

Ich würde mich freuen, viele von Ihnen an den Aperos zu treffen !

Ausblickend möchte ich unsere nächste Hauptversammlung vorankündigen:

Am 1. Februar 2001 (Ort und Zeit werden noch bekannt gegeben) treffen wir uns zur Jahresversammlung. Wahlen stehen bevor: Ein Mitglied aus dem Vorstand und ich als Präsidentin treten von unserem Amt zurück.

Falls Sie, liebe Mitglieder, sich eine Mitarbeit im Vorstand ernsthaft vorstellen können oder sogar mit dem Amt der Präsidentin / des Präsidenten liebäugeln bitte ich Sie herzlich, mit mir Kontakt aufzunehmen. Ich freue mich auf unser Gespräch! (Tel: 311 4218)

Es bleibt mir nur noch, Ihnen viel Vergnügen beim Lesen der vorliegenden Ausgabe und eine ruhige, friedliche Adventszeit zu wünschen !

Herzlichst, Ihre Stefanie Preiswerk

PROTOKOLL

Am Donnerstag, 17. August 2000 fand im Berchtoldshaus eine öffentliche Diskussion zum Thema Verkehrssituation in der Matte» statt:

Ich bedanke mich im Namen des Leistes, bei allen, die sich aktiv an dieser Veranstaltung beteiligten. Durch das Mitmachen möglichst vieler Interessierter kommen wir zu Lösungsvorschlägen. Von etwa 40 Anwesenden wird die Idee des Nachtfahrverbotes nach wie vor unterstützt.

Einstimmigkeit liegt auch beim Verlangen nach mehr Polizei - Patrouillen, insbesondere an den Wochenenden, zu den Schliessungszeiten der Betriebe vor!

Dieses Anliegen werde ich bei den Diskussionen mit Vertretern der Stadtverwaltung und mit Vertretern des Gewerbes mit Nachdruck vorbringen.

Weitere Vorschläge zur Eindämmung des Durchgangverkehrs wurden gemacht:

Grössere Signalisation des Fahrverbots (mit Zubringerdienst) und der Tempolimite von 30 km/h

  • Tafeln versetzen, damit sie auch für Besucher sichtbar sind
  • Hindernisse entlang der Strasse mit dem Ziel «Tempo-Reduktion»
  • Hindernisse nach dem Marzili-Kreisel
  • Mehr Fussgänger-Streifen
  • Video-Radarüberwachung
  • Banner über die Strasse, mit dem Ziel, die Aufmerksamkeit zu erhöhen

Ich bin froh über diese kreativen Vorschläge. An der nächsten Vorstandssitzung (31.8.2000) wird der Matte-Leist-Vorstand die nächsten Schritte konkret festlegen.

Gerne informiere ich Sie über das weitere Vorgehen und die anlaufenden Gespräche mit der Stadtverwaltung.

21.8.2000 Stefanie Preiswerk, Präsidentin Matteleist

Nöis u fasch Nöis

Seit erscheinen der letzten Ausgabe der Matte-Zeitung ist einiges gelaufen, das unsere Lebensqualität in der Matte erhöht. Die Verkehrsdiskussion vom 17. 8. 2000 brachte einige gute Vorschläge (siehe Protokoll in dieser Matte-Zytig).

Fangen wir am Läuferplatz an. Der «Ääru» ist Vergangenheit. Wir berichten. Die Cinématte hat ihr «Auftreten auch geändert. Alexandra berichtet, wie auch von "Blumigem», das entstanden ist. Der Dezember-Weihnachtsfenster- Kalender wurde Ende November 2000 auch koordiniert und verteilt.

Wir danken für die Bemühungen Jacqueline Vuillien und wünschen gleichzeitig «Geruhsame Festtage» und möchten darauf hinweisen, dass die Vereine der Matte am Sonntagnachmittag, 17. Dezember 2000 / 14.00-16.00 Uhr im Berchtoldshaus, Mattenenge 1, zu einer «Grossen Weihnachtsfeier für Jung und Alt» einladen!

Paul von Kaenel
Verantwortlicher Redaktor

Redaktionsschluss Matte-Zytig 1/2001 - 31.1.2001


«Bei mir ist es schon fast wieder Ostern ...»

In der Matte gibts jetzt bloom - ein Geschäft für Dekoration und Blumen

Seit Ende September haben die stämmigen Kastanienbäume auf dem Mühleplatz Gesellschaft bekommen. Nur einige Meter von ihnen entfernt stehen zwei zierlichere Bambusbäume; links und rechts neben dem Eingang zum Blumenladen bloom.

bloom ist das Geschäft von Evelyn Stettler, einer echten Mättelerin. Sie wohnt seit vielen Jahren in der Schifflaube, fand als Mitarbeiterin im «kursiv» an der Gerberngasse Gefallen an Dekorationsarbeiten und entdeckte dort auch ihre besonderen Fähigkeiten im Hervorzaubern von Blumenschmuck. So richtete sich Evelyn Stettler am Mühleplatz 1 a ein Atelier ein, dass seit diesem Herbst, wie ein richtiges Blumengeschäft funktioniert. Dank den langen Öffnungszeiten am Abend ist es auch jenen möglich, die etwas länger arbeiten, ab und zu ein Blümchen für die Liebste oder den Liebsten nach Hause zu bringen. Zu Evelyn Stettlers Kunden gehören ausserdem eine ganze Reihe von Matterestaurants, für die sie Blumenschmuck oder sonstige, meist unkonventionelle Dekorationen zusammenstellt.

Im Moment findet man in bloom natürlich vorwiegend Weihnachtliches. Doch als tüchtige Geschäftsfrau denkt Evelyn Stettler voraus: "Ich bin bereits am Frühlingssachen aussuchen und bestellen. Bei mir ist es schon fast wieder Ostern. ...

bloom, Mühleplatz 1 a
Telefon 31141 19 oder 0793587477 Öffnungszeiten:
Mi-Fr: 13.00-19.00 h, Sa: 10.00-16.00 h


Pascal's vier Jahreszeiten

Ursprünglich sollte an dieser Stelle ein Interview mit dem Pächterehepaar des Restaurants «Äaru» veröffentlicht werden. Doch erstens kommt es anders, und zweitens, als man denkt. Dies wusste bereits Wilhelm Busch, und daher im Folgenden das Frage- & Antwortspiel, an dem Herr Pascal Remmele, Restaurantbesitzer, freundlicherweise partizipierte.

MatteZytig: «Können Sie mir sagen, weshalb es das Restaurant Äaru nicht mehr gibt, und wie kam es dazu, dass Sie die Räumlichkeiten übernommen haben?»

Pascal Remmele: «Meine Vorgänger gingen Konkurs. So habe ich mich für die ausgeschriebene Lokalität beworben und mein 4- Jahreszeiten-Konzept vorgelegt. Dieses wurde genehmigt, doch zuerst habe ich noch das Restaurant «Äaru» für etwa zweieinhalb Monate geführt, da die Sommerterrasse genützt werden sollte, was während der Übernahme nicht möglich gewesen wäre.»

MZ: «Haben Sie Ihr Restaurant früher anderswo betrieben?»

P. R.: «Nein. Bei der Eröffnung meines Restaurants handelt es sich um die Verwirklichung eines. lange gehegten Wunsches.»

MZ: «Wie würden Sie sich kulinarisch definieren? Welche Speisen bieten Sie vor allem an?»

P. R.: «Die Speisekarte wechselt mit der Jahreszeit. Ich habe jeweils am Vorabend keine Ahnung, was am nächsten Tag auf den Tisch kommt! Im Moment ist der Menüplan auf die Wintersaison ausgerichtet, und wir haben das Thema Marseille, also französische Küche, Fisch. Auch das Interieur ist winterlich: Schwere, antike Möbelstücke, die eine ruhige, behagliche Stimmung betonen sollen.»

MZ: «Schätzen Sie die Matte als guten Beizenstandort ein?»

I': R.: «Ja, auf jeden Fall. Die Leute hier nehmen sich Zeit, wollen nicht nur schnell auf einen Happen in ein Fastfood-Lokal essen gehen. Es kommen Leute hierher, die gemütlich etwas trinken wollen an der Bar und Geniesser, die den Essprozess zu zelebrieren wissen. »

MZ: «Die Menschen sollen Ihrem Restaurant einen Besuch abstatten, weil...»

I': R.: «...der Service sehr gut funktioniert. Die Kommunikation zwischen dem Gast und dem Personal läuft hervorragend, das Persönliche kommt sehr zur Geltung. Ausserdem sind wir flexibel, was die Speisen anbelangt, es wird auf den Gast eingegangen, so auch beispielsweise auf Vegetarier und Diabetiker Rücksicht genommen. »

MZ: «Vielen Dank für das Gespräch! »

Andreas Berger

SeniorenausfIug der Mättelerinnen und Mätteler

...von wegen Senioren! Vierunddreissig gut gelaunte und junggebliebene Mattebewohner haben am 26. August 2000 an dem vom Matte-Leist organisierten Ausflug in den Jura teilgenommen.

Im Car der Firma Badetscher fuhren wir in Richtung Biel durch kleine Bauerndörfer, deren schöne Häuser mit prächtigen Blumen geschmückt waren und in deren Gärten Blumen und Gemüse auch das kleinste Plätzchen ausfüllten. Iselis, die Fachleute im Begutachten von Blumenfenstern, hätten vorzügliche Noten erteilen können. In Biel konnten wir Hans Marbot, der zu lange schon am Strassenrand gewartet hatte, endlich erlösen von der Aufmerksamkeit, die er bei der vorbeifahrenden Polizei und sonstigen obskuren

Gestalten erweckt hatte.

Durch die enge Taubenlochschlucht gelangten wir in den Jura und bald einmal bei Court wurde Herr Rigert, unser Chauffeur, aufs äusserste gefordert, denn die Kurven der schmalen, steil ansteigenden, Strasse verlangten von ihm höchste Konzentration. Sicher hat er uns auf 1250 Meter zum Restaurant Harzer gebracht. Der Zvieri-Teller verlangte dann uns einiges ab, denn er war überaus reichlich mit feinen Fleischspezialitäten bestückt. Zum vollendeten Genuss trug dann noch der Sängerbund, ferienhalber etwas reduziert, jedoch voll einsatzbereit, bei, mit einigen anheimeInden Liedern. Dann kam noch die Schwarzwäldertorte! Liebevoll von der Chefin des Hauses, Frau Lüthi, selbst hergestellt. Ein Genuss! Ein Kränzchen winden möchten wir dem Service. Er war äusserst nett und der zeitweilig etwas turbulenten Situation völlig gewachsen. Alle im Restaurant Harzer verdienen noch unseren nachträglichen Dank.

Schon ging der Nachmittag dem Ende entgegen und unser Chauffeur hatte hinunter nach Grenchen noch einige kritischen Situationen zu bewältigen. Die abwechslungsreiche Fahrt führte uns über Weiden, durch Wälder, und an vielen Sehenswürdigkeiten vorbei. In Grenchen verliess uns Hans Marbot. Nochmals überwandern wir eine Höhe, den Bucheggberg, und als Krönung durften wir in Jegenstorf noch einen Blick auf den feudalen Wohnsitz der Schlossherrin «von Heidi» werfen.

Wir hoffen, dass der Nachmittag vielen in guter Erinnerung bleiben werde und möchten es nicht versäumen zu erwähnen, wer alles zum Gelingen beigetragen hat. Es sind dies mit grosszügigen Spenden der

Broncos Club
Contexta AG
Kulturlokal Wasserwerk
Silobar GmbH
Stadtmühle Schenk
Matte-Leist (Konto für Seniorenausflüge)

nicht zuletzt aber auch all die Zuwendungen, die uns zusätzlich zum Beitrag, übergeben wurden. Allen ganz herzlichen Dank!

Wohlbehütet konnten wir den Ausflug geniessen, denn begleitet von der Schwester Heidi Wieland, Herrn Pfarrer Suter und Herrn Niederhäuser konnte uns ja wirklich nichts zustossen.

Sonja Badetscher

Zum Glück gibt's die Cinématte noch !

Ein Neustart an der Wasserwerkgasse 7

Über Wochen hinweg wusste man nicht genau, wie es mit dem Kinobetrieb und dem Bistro der Cinématte weitergehen wird: Das Kulturlokal an der Wasserwerkgasse hatte schwerwiegende finanzielle Sorgen und eine Schliessung musste befürchtet werden, wenn nicht Entscheidendes an der Organisation des Betriebs geändert würde. Das war Ende Frühling.

Am 10. Juli wurde der Trägerverein Cinématte gegründet, der künftig für das Kino verantwortlich ist und im Gegensatz zu der Cinématte AG auch auf Zuschüsse von Stiftungen und anderen Kultur unterstützenden Institutionen zählen kann. Die Führung des Bistros übernahm Christian Lutz, der zwar eng mit dem Verein zusammenarbeitet aber letztlich auf eigene Rechnung wirtschaftet. Bereits am 3. August startete das erste Monatsprogramm im Kinosaal, an der Bar konnte man erste neue Spezialitäten ausprobieren. Mitte Monat gab's dann ein gut besuchtes Benefizfest und am 18. Oktober trafen sich die Vereinsmitglieder zur ersten Hauptversammlung. Soweit so gut. Oder? Catherine Ruchti, Geschäftsleiterin und ehemalige Co-Leiterin der Cinématte AG, ist zufrieden mit dem Neustart der Cinématte. Trotz der kurzen Zeit, die für die Reorganisation zur Verfügung stand, habe bis anhin alles geklappt. «Klar, über mehr Kinobesucher würden wir uns freuen. Aber das Kinogeschäft ist hart. Und die Cinématte liegt halt hier unten schon etwas versteckt.» Vielleicht sollten ja die Mätteler etwas mehr ins Kino gehen Neben äusserst sehenswerten sowie populären Reprisen plant die neue Cinématte vermehrt Schweizer Filme zu zeigen, die an anderen Orten kaum eine Chance haben vorgestellt zu werden. Ausserdem soll der Mittwoch Abend schon bald reserviert werden für Events weiterer Formen von Kunst. Hierbei ist beispielsweise an unkonventionelle Videoproduktionen junger Künstler zu denken oder an traditionelle Veranstaltungsformen wie Lesungen.

Christian Lutz freut sich über seinen Start in der Cinématte. Die Zusammenarbeit mit dem Trägerverein Cinématte funktioniere wunderbar, die Tische im Restaurant seien gut besetzt und an der Bar würden sich nicht nur Kinogänger treffen. Von der Gästeseite werden insbesondere die aufmerksame Bedienung, die erstklassige Küche, die gekonnt zusammengestellte Weinkarte sowie das reichhaltige Angebot an der Bar gelobt.

Trifft man an der Bar oder im Restaurant auch auf Leute aus der Matte? «Viele Mätteler gehören mittlerweile zu unseren Stammkunden. Manche trinken regelmässig ihren Schlummertrunk an der Bar, andere - vorwiegend Gewerbler - essen an unserem Mittagstisch.», erklärt Christian Lutz. Wer am Mittagstisch sitzt, hat die Wahl zwischen zwei Menus. Oder wird eher ein Gang an die Bar mit spanischen Spezalitätenhäppchen bevorzugt? Die allseits gepriesene mediterrane Atmosphäre in der Matte findet mit dieser Tapasbar in der neuen Cinématte also eine kulinarische Erweiterung.

Alles in allem: Zum Glück gibt's die Cinématte noch.

Alexandra Flury

Zeichnung Plegere

Unsere Band "Matteplegere"

Sehr sicher und ganz schön schnell

Bike4me, ein Velokurier an der Wasserwerkgasse 5.

Velokurier

Das Auto ist in der Stadt das ungeeignetste Fahrzeug überhaupt. Einerseits verursacht es viel Lärm und Gestank, was die Stadtbewohner nicht besonders schätzen. Andererseits gestaltet sich für den Autofahrer die Parkplatzsuche meist mühselig und vor allem morgens und gegen Feierabend ist ein schnelles Vorwärtskommen schlicht unmöglich. Wer sich entscheidet mit Bus oder Tram in der Stadt zu verkehren ist etwas besser dran. Doch nicht viel besser. Zwar fällt die Parkplatzsuche weg, hinzu kommt jedoch ein eventuelles Umsteigen und weites Gehen zur nächsten Haltestelle. Der öffentliche Verkehr ist in der Stadt Bern bekanntlich noch nicht optimal ausgebaut. Das städtetauglichste Fahrzeug schlechthin ist das Fahrrad. Das weiss auch Philipp Hardegger. Er und seine Angestellten radeln seit Mitte Juni als Kuriere quer durch die Stadt und bisweilen auch in die Vorortsgemeinden von Bern. Das wissen mittlerweile auch viele Kunden von Kurierdiensten. «Mindestens einen neuen Kunden pro Tag können wir verzeichnen. Das ist nicht schlecht. Es hat also durchaus Platz für zwei Velokuriere in der Stadt Bern». Philipp Hardegger will sich nicht als Konkurrenz zum bisher einzigen Velokurier, dem Velokurier Bern, verstehen. Wir sollten viel eher gemeinsam im Wettstreit mit den über acht Autokurieren, die es in Bern gibt, liegen. Allerdings funktioniert die Kooperation mit dem «Velokurier» nicht allzu gut. Bei der Festsetzung der Preise für Einzelfahrten haben wir bewusst darauf geachtet, dass wir nicht unter jenen vom «Velokurier Bern» liegen. Wir wollen den Markt ja nicht kaputt machen. Wenn es sich jedoch um interessante Daueraufträge handelt, lassen wir schon mit uns reden. Die anderen übrigens auch.

Als bekannt wurde, dass es in Bern einen zweiten Fahrradkurier gibt, zeigte man sich mehrheitlich erstaunt und nicht allzu erfreut. Zu sehr hat man den ersten und lange Zeit einzigen Velokurier ins Herz geschlossen. Er gehört zum Berner Inventar wie der Zytglogge; und der ist ja schliesslich auch einmalig. Der erste Berner Velokurier, als Genossenschaft organisiert, ist ein Berner Lieblingskind.

Bike4me ist nicht genossenschaftlich organisiert. Die festangestellten Fahrer sowie die Koordinatorin im Büro beziehen einen festgeschriebenen Monatslohn. Die Aushilfsfahrer arbeiten im Stundenlohn. Geschäftsführer Philipp Hardegger, der auch für Werbung, Kundenbetreuung und für vieles weitere zuständig ist, trägt die Verantwortung, dass die Löhne ausbezahlt werden können.

Ganz neu bei Bike4me ist, dass nun auch ein kleiner Lieferwagen und ein Pw für Kurierdienste im Einsatz sind. Das hat beispielsweise den Vorteil, dass grosse Lieferungen motorisiert abholt werden und anschliessend die Feinverteilung per Fahrrad vorgenommen werden kann. «Schnell, sicher und effizient durch sinnvollen Ressourceneinsatz», kommentiert der Geschäftsmann Philipp Hardegger seine neuste Idee.

Bike4me versucht mit seinem trendigen, seriösen und professionellen Auftreten vor allem an jene Leute zu gelangen, die bis jetzt für ihre Fracht noch keine Fahrradkurierdienste beanspruchen wollten. Zum Beispiel der junge, dynamische Businessman, der mit einem silbernen Minitrottinette in sein Büro fährt, und dem ein Fahrrad eigentlich zu unsicher erscheint. Neben Schnelligkeit verspricht Bike4me höchste Sicherheit und Zuverlässigkeit.

Um wirklich ganz geschwind in der Stadt unterwegs zu sein, genügt es nicht immer sich nur an den Autoschlangen vor den Ampeln vorbeizuschleichen. Ein Rechtsabbiegen bei Rotlicht ist manchmal unvermeidbar und aus Einbahnstrassen wird gelegentlich eine ganz normale Strasse. Die Sicherheit der anderen VerkehrsteiInehmer, die Sicherheit des Transportgutes sowie jene des Fahrers selber geht jedoch in jedem Falle der Schnelligkeit vor.

Administration, Koordination und Kühlschrank befinden sich an der Wasserwerkgasse 5. Philipp Hardegger, der übrigens über vielseitige Erfahrung im Kurierbusiness verfügt, hatte sich ganz bewusst nach einer Lokalität in der Matte umgeschaut; einerseits weil er lange Zeit hier gewohnt hat, ihm das Quartier ein Zuhause ist. Andererseits findet er hier jene Mischung von Kultur, Lifestyle und Business, in die sein Geschäft und dessen Konzept hervorragend passen. Auch erhofft er sich eine gute Zusammenarbeit mit den Leuten in der Matte. «Mätteler für Mätteler», umschreibt es Philipp Hardegger.

Dass es von hier aus fast nur bergaufwärts geht, bemerken die gut trainierten Velokurier kaum.

Alexandra Flury

Von Bordell-Bad zum Restaurant Zähringer

Vue des Bains de la Matte Burgerbibliothek Bern)

Schon 1472 wird der Bader am Spitz urkundlich erwähnt. Der Spitz ist die schmale Stelle der Matte zwischen der Fricktreppe, dem Schlängeler und dem Bowäger (Bubenbergrain), eingeklemmt zwischen der hohen Mauer der Pläfe (Münsterplattform) und dem oberen Tych, der oberen Landere. So wurde die heutige Badgasse früher Spitzlaube, später Badlaube genannt. Das älteste Bad dürfte das Francey - Bad der Witwe Francey, später Frickbad gewesen sein. Es lag unterhalb der Fricktreppe. Fricken bedeutete Schrüpfen, nicht etwa Geld abnehmen, sondern medizinisches Schröpfen.

Im 17. Jahrhundert kamen im Spitz noch zwei weitere Bäder dazu. Während das Frickbad als seriöses Etablissement galt, scheinen die zwei Bäder von Küpfer und Henzi an der Stelle vom heutigen Restaurant Zähringer in einen zweifelhaften Ruf geraten zu sein.

Klaren Wein schenkt uns Giacomo Girolamo Casanova (1725-1798) in seinen Memoiren ein. Er besuchte Bern im Sommer 1760. Er kam in Begleitung seiner Betreuerin um elf Uhr morgens beim Gasthof zum Falken in, Bern an.

Nach dem Mittagessen überbrachte er ein Schreiben dem Pförtner des Schultheissen von Muralt und ging dann aufs Geratewohl spazieren. Er bewunderte von der Stadt oben die Aussicht und entdeckte rein zufällig die Matte und die Bäder an der Badgasse. Er stieg die Mattetreppe hinunter. Während er die Einrichtung betrachtete (er schrieb von 40 Badkämmerlein), trat der Wirt zu ihm hin und fragte ihn, ob er Lust zu einem Bad hätte. Als er bejahte, öffnete ihm der Badwirt ein Badekämmerlein und sogleich eilte ein Schwarm junger Mädchen Casanova entgegen. «Mein Herr», sagte der Meister, «jedes dieser Mädchen schätzt die Ehre, Sie im Bad zu bedienen. Sie haben die Wahl. Mit einem kleinen Täli (Taler) bezahlen Sie das Bad, das Mädchen und den Kaffee.»

Die Schilderung des berüchtigten Frauenhelden ist spannend. Man hat einige Mühe zu glauben, dass er sich, wie er behauptet, in ritterlicher Zurückhaltung übte. Das knusprige Matte-Moosseli präsentierte sich ihm ja, wie üblich, in Evas Kostüm.

Casanova verbrachte drei Wochen in Bern. Er habe die Stadt mit dem Empfinden einer begreiflichen Trauerheit verlassen. «J'avais ete heureux dans cette ville, et je n'y pense jamais sans un sentiment de plaisir» schreibt er wörtlich.

Als 1798 die Franzosen einzogen forderten die vielen Militärpersonen den bordellartigen Betrieb in der Badlaube Nr. 94 und 95 des schwarzen Quartiers (heute Zähringer). Im Juni 1803 ereignete sich im Bad des Samuel Dick (Goldschmied und Burger der Stadt Bern) ein Sittenskandel, der leicht diplomatische Verwicklungen hätte zur Folge haben können.

Die Badwirtin Catharina Dick, geborene Labhardt, führte dem in einem Zimmer wartenden französischen Divisions-General Lecourbe die elf Jahre und neun Monate alte Maria Tschanz zu. Der General schloss die Zimmertüre und verführte das Kind, welches einige Zeit an den Folgen der erlittenen Gewalttätigkeiten krank darniederlag. Das Oberste Appellationsgericht des Kantons Bern verurteilte die Badwirtin zu einer achtjährigen Stockhausstrafe (Gefängnis) auf eigene Kosten. Dem misshandelten Mädchen sprach es eine Entschädigung zu. Der französische General wurde aus staatspolitischen Gründen unbehelligt gelassen. General Claude-Jacques Lecourbe, der fähigste Unterführer des Marchalls Andre Massena, hatte sich 1799 und 1800 in den Gebirgskämpfen hervorgetan, welche die Franzosen in Graubünden und der Innerschweiz gegen Österreicher und die Russen mit General Suworow geführt hatten.

An der Stelle des heutigen Zähringers standen zu dieser Zeit drei aneinandergebaute Wirtschaften. Im Haus 92 (später der Schwanen) war auch eine Bierbrauerei und Schnapsbrennerei.

In Zusammenhang mit sittenpolizeilichen Erhebungen notierte die Stadtpolizei für die drei Bäder an der Badgasse folgende Angaben: 33 Badekämmerlein, 3 Knechte" 3 Köchinnen, 15 Mägde zur Bedienung der Gäste. Dabei interessierte die Behörde die grosse Anzahl «Dienstmägde».

Die Etablissemente an der Badlaube 94 und 95 waren dem Staatsrat ein Dorn im Auge, doch erst am 31. März 1828 beschloss er die beiden Badanstalten zu schliessen und die Dirnen (alle Ausländerinnen) sofort von hier fortreisen zu lassen.

In den letzten 150 Jahren hat sich der Spitz stark verändert. Aus dem Bordellbad (Nr. 95) wurde die Wirtschaft Hirschen, später das Restaurant Zähringer. Das markante Ländtehaus musste der neuen Aarstrasse weichen. Die Schweineställe und die Bierbrauerei des Schwanen verschwanden. Im Jahre 1915 wurde begonnen, die alten Häuser im Spitz abzureissen. So wurde 1931 auch der Schwanen, Sitz des bekannten Aareclubs, niedergelegt. Glücklicherweise blieb das Haus des Restaurant Zähringer von der grossen Säuberungswelle verschont. Man denkt heute kaum daran, dass in diesen Mauern jahrhundertelang Frauen im Eva-Kleid gedient haben. Einzig die vor Jahrhunderten gestorbene Badbesitzerin Witwe Francey soll gelegentlich um Mitternacht durch die Badgasse geistern, da das schlechte Gewissen sie nicht zur Ruhe kommen lässt.

Isure Irme-itge/Res Margot

Advänts-Kaländer

Sonderausgabe der Matte-Zytig

Nr. 3/2000

Dr läbig "Advänts-Kaländer" ir Matte u ä Zyt der Begägnig

Ab 1. Dezember erleuchten die weihnächtlich dekorierten Fenster. Am jeweiligen Adventsdatum gehen die "Törli" für alle Mättelerlnnen auf, und Sie sind herzlich auf einen Umtrunk eingeladen. Wann und wo entnehmen Sie untenstehender Liste. In diesem Sinne: Auf Wiedersehen im "Adventskalender- Törli!"Adventskalender-Törli Begegnungen zwischen 18.00 und 19.30 Uhr