Ausgabe März 1993
Inhaltsverzeichnis
- Werkstatt TRIVA und Schulprojekt ziehen in die Stadtmühle
- Süss bis in die Niederungen!
- Tot oder lebendig?
- Auszug aus unserer 114. Hauptversammlung
- Glücks-Egge
- DIE KULTURMATTE
- Witz des Monats
- Gä isch seliger als näh!
- Wohnungsbesichtigungen
- Widder-Feuer-Menu
- ...wi der eiget Hosesack
- Ausbruch aus dem Alltag
- Wie entsteht die Matte-Zytig
- Impressionen
Werkstatt TRIVA und Schulprojekt ziehen in die Stadtmühle
CONTACT Bern
Geehrte Leserin
Geehrter Leser
Ab Mai l993 betreibt die Stiftung Contact-Bern ihre Angebote TRIVA und Schulprojekt in der Stadtmühle. Anlässlich einer Schulkommissionssitzung und einer Hauptversammlung des Matte-Leistes hatten wir Gelegenheit, Teile der MattenbewohnerInnen darüber zu informieren. Aus den folgenden Berichten sind die Zielsetzungen und Inhalte dieser Angebote ersichtlich.
Die Werkstatt TRIVA
Anna(*) war in einer verzweifelten Lage, als sie sich im TRIVA meldete: nachdem sie ihre Lehre als Verkäuferin wegen Drogenkonsum abbrechen musste, verlor sie auch noch die Wohnung und alle Freunde ausserhalb der Drogenszene. Die nächsten Stationen ihrer Drogenkarriere schienen vorgezeichnet: Prostitution oder Diebstahl, um sich Drogen zu finanzieren, zerstörte Gesundheit und Gefängnis. Doch Anna liess es nicht soweit kommen: sie stieg ins Methadonprogramm(**) ein und arbeitet seither regelmässig in der Werkstatt TRIVA. Hier hat sie sich an einen geregelten Tagesablauf gewöhnt, neue Kontakte aufgebaut und Selbstvertrauen gewonnen. Auf Frühjahr hat sie eine Lehrstelle in Aussicht.
(*) Fiktiver Name
(**) Ärztlich verschriebenes Ersatzopiat zur Stabilisierung von Heroinabhängigen
Die Werkstatt TRIVA bietet jungen Menschen mit Suchtproblemen geschützte Arbeitsplätze an. Unbürokratisch wird der Arbeitseinsatz ihren Möglichkeiten angepasst. Täglich werden maximal 12 Arbeitsplätze im Holz- und Textilatelier neu verteilt und der Lohn (Fr. 10. in der Stunde) direkt nach geleisteter Arbeit ausbezahlt. Neben diesen "offenen" Arbeitsplätzen besteht für vier stabilere ArbeitnehmerInnen die Möglichkeit einer festen Anstellung für eine begrenzte Zeit, in der Regel ein halbes bis ein ganzes Jahr.
Die Arbeit im TRIVA soll den BenützerInnen ermöglichen, einen Teil ihres Lebensunterhaltes selber zu finanzieren. In der Regel reicht der Lohn jedoch nicht zur Existenzsicherung, so dass die meisten BenützerInnen auf ergänzende Unterstützung, zum Beispiel vom Sozialamt, angewiesen sind. Durch überschaubare Arbeitsprozesse, konkrete Arbeit an Produkten, die wiederverkauft und verwendet werden, erhält die Arbeit einen Sinn und wird als nützlich und befriedigend erlebt.
In den Holz- und Textilwerkstätten werden Produkte wie z.B. Leiterwagen, Puzzles, Kindermöbel, Stoffbücher, Taschen, Etuis ... in Kleinserien von Hand angefertigt.
Die ArbeitnehmerInnen werden von einem Team von fünf teilzeitlich angestellten, sozialpädagogisch und handwerklich ausgebildeten MitarbeiterInnen betreut. Eine Sekretärin ist zuständig für Buchhaltung und Administration.
Das Schulprojekt
Zielgruppe: Das Schulprojekt richtet sich vorwiegend an junge Leute im Alter von 16 bis 30 Jahren, die aus persönlichen, sozialen oder finanziellen Gründen (Abhängigkeit, Lernschwierigkeiten, vorzeitiger Schulabbruch, AusländerInnen, Arbeitslosigkeit) den Anschluss an bestehende Kurs- und Ausbildungsangebote der öffentlichen und privaten Schulen nicht finden können.
Angebote Den obgenannten, bildungswilligen Leuten, die sich schulisch auf eine Aus - oder Weiterbildung vorbereiten, eine begonnene Lehre zu Ende führen oder sich allgemein weiterbilden wollen, bietet das Schulprojekt Einzelunterricht mit folgenden Schwerpunkten an: - selbständiges Lernen - Stützunterricht in allen Fächern - Prüfungsvorbereitungen - Verarbeitung negativer Schulerfahrungen - gezielte pädagogische und psychologische Begleitung - Abklärung des vorhandenen Schulwissens
Diese Arbeit wird von 3 LehrerInnen mit sozialpädagogischer Zusatzausbildung geleistet.
"Treffpunkt café consequent"
.. ist ein nicht öffentlicher drogenfreier Treffpunkt. - Tagsüber dient er als Treffpunkt und Pausenraum für MitarbeiterInnen und KlientInnen des TRIVA. - Abends ist er nur geöffnet, wenn ein betreuter Anlass stattfindet: Selbsthilfegruppen können ihre Meetings abhalten und die "anderi Freizyt" kann ihre Kurse durchführen. ...
**** Wir wissen, dass im Zusammenhang mit Drogenrehabilitationsarbeit immer Aengste zu den Auswirkungen auf das Umfeld aufkommen. Die Aengste orientieren sich meistens an Erfahrungen der offenen Drogenszene. D.h. an herumliegenden gebrauchten Spritzen, am Zuzug von Drogenabhängigen in die Quartiere, an der Beschaffungskriminalität, etc.
TRIVA und Schulprojekt sind geschlossene Angebote, die eine durchgehende individuelle Betreuung garantieren. Sie richten sich an Menschen mit Abhängigkeitsproblemen, die nur zum Teil Drogenszenenkontakt haben und sind örtlich von den Drogenszenentreffpunkten getrennt. Eine mehr als 10-jährige Erfahrung mit dem Umfeld dieser Angebote hat gezeigt, dass keine Probleme entstehen. Deshalb gehen wir davon aus, dass durch unsere Präsenz die Matte keiner zusätzlichen Belastung ausgesetzt wird.
Ich hoffe, dass unser gemeinsamer Kontakt freundschaftlich gestaltet werden kann. Im Mai führen wir einen Tag der offenen Türe durch. Wir werden Sie zu gegebener Zeit dazu einladen. Für weitere Fragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung. Unsere Kontaktadresse ab 1. Mai l993: Frau Astrid Renfer, TRIVA, Mühlenplatz 11, 3011 Bern, Tel. 03l/22 70 50.
DIE STIFTUNG CONTACT-BERN
Die Stiftung ist eine privatrechtliche Institution, die für Jugend-, Eltern- und Drogenarbeit in der Region Bern zuständig ist. 23 Einwohnergemeinden sind ihr angeschlossen. Ihr Zweck verfolgt insbesondere "Jungen Menschen und ihren Bezugspersonen in schwierigen Lebensphasen, insbesondere im Zusammenhang mit Abhängigkeitsproblemen beizustehen und durch geeignete Aktivitäten die Zunahme dieser Probleme zu verhindern."
Unsere Dienstleistungen sind: Beratungsstelle, medizinische Betreuung/ Spritzenumtausch/ 2 Anlaufstellen für Drogenabhängige/ Bauprojekt/ TRIVA und Schulprojekt.
Wir sind (ausser Spenden) zu l00 % vom Kanton finanziert.
Süss bis in die Niederungen!
Es geht weiter: die spitzen Zungen vom Quartier sind wieder gemeinsam unterwegs! Süss, aber falsch. Herbei Schreibhexe und Schreibteufel: Sacharin und Sachar!
Willkommen!
Die blaue Zone kommt nicht. Aber dafür Tempo 30; macht nüüt, zum Parkplatz suchen muss man einewäg echli langsamer fahren. Auch die Weihnachtsbeleuchtung kommt nicht, dafür ist der Leist mit einem blauen Auge davongekommen. Erst recht und garantiert sicher kommt die Drogenszene nicht in die Matte. Kommt Euch das auch irgendwie bekannt vor? Die Wasserwerkgässler dagegen kommen in Scharen. Leider nicht wie blauöigig und vollmundig versprochen mit dem Pedalo sondern mit dem Auto. Die Schule ist aus und die Kinder kommen über die Strasse, tot oder lebendig. Im Sommer kommen dann wieder die Brämen und die Touristen. Alle, alle kommen in die Matte. Und alle, alle wissen ganz genau, was die Matte braucht, nur die Mattenbewohner kommen da halt nicht draus.
Komme es wie es wolle, Hauptsache für Sacharin und Sachar ist, dass wenigstens bald der Frühling kommt!
Wie bringt man mehr Mätteler an die Hauptversammlung des Leistes? Ein Bon c'est si bon! Der spendable MATTE-Leist lud ein zu einem Gratisgetränk bei der Hauptversammlung. Ehepaare in Begleitung Erwachsener erhielten sogar deren zwei! Und schon strömten die durstigen Seelen herbei, dass der Pfarrer schier neidisch wurde. Knapp ein Drittel der Leist-Mitglieder versammelten sich im Zähringersaal, wie vor 113 Jahren bei der Gründung. Das ist fast wie an einer eidgenössischen Abstimmung, an einem schönen Sommertag. Und wie man vernahm, hat der Vorstand auf der Bühne mit seiner Sitzung niemanden heftig gestört.
Tot oder lebendig?
Natürlich geht es nicht um einen Steckbrief aus dem Wilden Westen, sondern um unsere allerengste Heimat: die Matte. Ob sie den tiefen Schlaf einer arroganten Einfamilienhaus-Siedlung oder ein weltoffenes Quartier sein soll, war nämlich das bewegendste Thema an der 114. Mitgliederversammlung des Matte-Leists. An der Südflanke der Aarehalbinsel unterhalb des Stadtkerns gelegen, ist es natürlich schwierig zu definieren, ob die Matte nun ein Teil des Stadtzentrums oder ein kleines, stilles Dorf am Stadtrand sein muss. Wer hier wohnt, hat sich ganz bewusst dafür entschieden, nicht im grossen Zentrumslärm zu leben. Das Malerische, Verträumte am alten Schiffer- und Fischerviertel war es, das ihn gelockt hatte. Er verzichtet dafür auf eine nahegelegene Tram - oder Bushaltestelle. Recht hat er.
Das Gewerbe, das bei uns unten an der Aare angesiedelt ist, hat aber andere Wünsche. Für sein erfolgreiches Ueberleben ist es wichtig, dass es gute Zufahrtstrassen und für die Mitarbeiter genügend mehrstündig benützbare Parkplätze gibt. Die Matte ist ein gemischtes Wohn- und Gewerbequartier, das war sie schon immer. Und darum muss sie beiden Seiten gerecht werden können, den Ruhe und Erholung suchenden Bewohnern und den Erfolg und Verkehr suchenden Gewerbetreibenden. Man sollte meinen, dass dies mit gutem Willen auch machbar ist. Voraussetzung für eine gemeinsame, für alle befriedigende Lösung ist aber der Wille für ein offenes Gespräch und keine Gesinnungsverhärtung. Man steht sich schliesslich nicht als Gegner gegenüber, sondern höchstens als Partner mit nicht in allen Belangen gleichen Wünschen. Es ist darum schade, wenn man sich an einer Mitgliederversammlung streitsüchtig gibt. Das Miteinander ist auch in unserem Fall der glücklichste Weg zu einer guten Lösung. Schliesslich braucht das Gewerbe ausgeruhte und zufriedene Mitarbeiter und die Bewohner benötigen genau so ein funktionierendes, sich möglichst frei entfalten könnendes Gewerbe. Und dazu kommt eben die Tatsache, dass die Matte nicht an den abgelegenen Rändern des Forstes liegt, sondern mitten in der Stadt. Grabesstille können wir darum hier nicht verlangen.
Aber die verschiedenen Wünsche von Bewohnern und Gewerbe sind nicht das einzige Problem, das an der Mitgliederversammlung zum Teil heftig, zum Teil mit der Faust im Sack diskutiert wurde. Da gibt es den neuen Club "Wasserwerk", der hunderte von jungen Leuten anzuziehen droht. Und da gibt es die Tageswerkstätte der Stiftung Contact-Bern, die Drogenabhängige auf unsere heiligen Plätze zu bringen wagt. Obwohl die Angst vor diesen beiden neuen Institutionen in der Matte vielleicht egoistisch ist, muss man die älteren Mätteler bei ihren Ressentiments auch verstehen. Die Tanzdiele hat ja schon bewiesen, dass junge Leute weniger diszipliniert sind als alte.
Das wissen wir alle längst, aber wir wollen doch trotzdem nicht einfach die Jungen aus dem Quartier ausweisen. Jede lebendige Gemeinschaft lebt vom Mix aus allen Generationen. Und wir wollen doch unseren Beitrag zur Lösung des sozialen Problems Nummer 1 nicht verweigern. Jedes Quartier hat Drogensüchtige produziert, jedes Quartier muss darum auch seine Hand ausstrecken, wenn es darum geht, ihnen Hilfe für die Heilung anzubieten.
Sollte der Klub "Wasserwerk" oder die Drogenabhängigen die Matte, trotz aller gegenteiligen Versicherungen zu stark belasten, werden wir uns natürlich wehren. Wichtig aber ist, dass wir uns nicht abweisender verhalten als andere Quartiere der Stadt. Wir sind ja schliesslich auch nicht schlechtere Menschen als die Mattenhöfler, die Länggässler oder die vom Breitenrain.
Halten wir also unsere Aengste zurück und bieten wir erst einmal Hand zur Integration aller Gesellschaftskomponenten. Wenn wir schon im Voraus unsere Türen verschliessen, werden wir in einem toten statt in einem lebendigen Quartier wohnen und arbeiten müssen. "Die Gschidde u die Glatte göh ir Matte a Schatte", hat Polo Hofer im Reiseführer der Republik Matte geschrieben. Die Gschiide u die Glatte helfen mit einem positiven Geist die Wohnqualität bei uns drunten möglichst hoch zu halten, gleichzeitig aber auch unseren menschlich nötigen Beitrag für die Lösung der sozialen Probleme einer Stadt zu leisten. Nicht allein, aber doch mindestens in dem Rahmen, wie es die andern Quartiere auch tun. Ich bin überzeugt, dass es uns so im Innersten am wohlsten ist.
Auszug aus unserer 114. Hauptversammlung
vom 22. 2.1993 im Refugium "Zähringer"
Weihnachtsbeleuchtung: Die Versammlung stimmt dem Aussöhnungs-Protokoll des Richteramtes Bern zu. Dieser Antrag zur Bezahlung von Fr. 3000.- an Frau Langenegger wird mit einer Gegenstimme genehmigt.
Der scheidende Vizepräsident Alex Milani und der scheidende Kassier Peter Maibach werden mit Applaus und französischem Rotwein verabschiedet. Ebenfalls aus dem Vorstand ausgetreten ist Jean Dubois, der leider nicht anwesend war.
Neuwahlen
Vize-Präsident: Fritz Kobi
Kassier: Markus Bosshard
Kultur: Jimmy Hofer
Beisitzerin: Evelyne Pfister
Bestätigungswahl
Präsident: René Stirnemann
Sekretariat: Rosmarie Bernasconi
Redaktion: Jacqueline Vuillien
Delegierte Spysi
Rolf Badertscher bisher Sonja Reber neu gewählt
Bern für Blumen
Willy und Heidi Iseli
Revisoren
Rolf Badertscher bisher, Maggie Salzmann anstelle von Thekla Mäder
Ehrenmitglied
Willy Iseli
Den Leist-Mitgliedern wurde das Protokoll zusammen mit dem Einzahlungsschein für den Jahresbeitrag bereits zugestellt. Das ausführliche Protokoll kann über unser Postfach verlangt werden.
Glücks-Egge
Die Rubrik Glücks-Egge: Die Rubrik, in welcher Sie etwas zum Kaufen, Tauschen oder Verschenken anbieten können. Vielleicht hat jemand Geburtstag dem Sie gratulieren möchten. Vielleicht hat jemand eine Prüfung bestanden. Vielleicht heiratet jemand. Vielleicht hat jefrau ein Kind erhalten! Sie haben viele Möglichkeiten ihre ganz persönliche Nachricht über die Matte-Zytig mitzuteilen. Schreiben Sie uns und wir drucken für Sie! Richten Sie Ihren Zeilen an: Matte-Leist, zhd. Matte-Zytig, Postfach 79, 3000 Bern 13.
- Schade, schade! Peter Fäh, der junge, dynamische, diplomatische Berner - Kunstwerkvermittler gibt auf: "Persönliche Gründe" verunmöglichen es ihm, sein kunstförderndes Galerie-Konzept gegen Schwellenangst und Schwindelpreise weiterzuführen. Allerdings nur vorübergehend: Von der Schifflaube aus (Nr. zur Zeit noch ungewiss) wird er bald schon ein neues Kunstvermittlungs-Projekt vom Stapel lassen. Zur Finissage der Galerie (30. April) lädt Peter Fäh seine Freunde aus der Matte besonders herzlich ein.
- Am 23. Februar wurde eine neue Mättelerin geboren. Die Schuhe von Michelle Girardi sind zwar noch klein, doch wird Sie bestimmt schon bald durch das Rest. Mülirad springen! Wir gratulieren der Familie Girardi ganz herzlich zu ihrer Tochter!
- Am 23. April feiert unser Präsi seinen "jugendlichen" Geburtstag. Wir vom Matte-Leist hoffen natürlich, dass Réne Stirnemann noch lange "jung, dynamisch, beliebig, belastbar bleibt! Herzlichen Glückwunsch von den "Hexen" des Matte-Leist.
- Im Ecken der Freude darf das grosse Kompliment an die Adresse der Vereinigten-Altstatdtleiste nicht fehlen. Mit viel Energie und mit Erfolg gekrönt haben sie die Offenhaltung des Lese-Pavillons auf der Münsterplattform erreicht.
- Wir Mattenhexen wünschen der neugewählten Bundesrätin Ruth Dreifuss viel Sonne in den finsteren Hallen und laden sie zum Auftanken herzlich in die Matte ein. Beizen hat es jedenfalls genug hier!
DIE KULTURMATTE
Diese Rubrik beleuchtet das aktuelle Kulturgeschehen und den Galeriebetrieb in der Matte. Berichtet auch über die gute alte oder aufregende neue Matte-Kultur. Schreibt mit, liebe Kulturtäter, Künstler und Lebenskünstler in der Matte!
Galeriekalender
FAEH, Schifflaube
28. März/April 1993
Werke aus eigener Sammlung und Verkauf der gesamten Galerie-Einrichtung
Finissage: Freitag, 2. April 1993
c/o Suti, Gerberngasse 15
29. April bis 29. Mai 1993
"Arbeiten aus Budapest" Babette Berger *Max Roth * Verena Schwab* Max Spring (zu sehen sind Werke, die 1992 im Zusammenhang mit dem Künstleraustausch Bern-Budapest entstanden sind)
Galerie NYDEGG, Mattenenge 7
24. April bis 16. Mai 1993
ROGER TISSOT
Vernissage Samstag 24. April 17.00 - 20.00 Uhr
Forum ETC, Klösterlistutz 18
Jetzt neu.. Ab Dienstag 16. März 1993
(und jeden Dienstag ab 21.00 Uhr):
Déjà-Vu Club nocturne Ein Gefäss für Unerwartetes, Unprogrammiertes, Unvollkommenes und Gegenteiliges. Bar für Clubmitglieder und Gäste offen. Produktionen je nach Eingang. Programme werden kurzfristig angesetzt.
16.- 19. April 1993
Saud Adrus Computerkünstler und Maler gibt einen Workshop in Computer-Art Kurskosten: Fr. 200. Anmeldung: Tel. 41 30 92
29. April ,6./13./27. Mai ,3./17./24. Juni 1993
.. nicht vom Brot allein kultureller Mittagstisch zum Themenzyklus
Vernetzung. Ehrengäste noch unbestimmt.
Ausstellung in Vorbereitung:
30. April bis 23. Mai 1993:
Manuela Schubert, Deutschland/Frankfurt
25. Mai bis 3. Juni 1993
Eigenausstellung Atelier Etcetera, Glasskulpturen
Galerie und Kleinkunsthalle Zähringer
28. April bis 15. Mai 1993
Susann Baur und Margarete Ebeling
19. Mai bis 5. Juni 1993
Barbara Bandi und Lotti Hermann
8. - 26. Juni 1993
Marianne Bisegger
Konzerte. Theater, Literatur, Spektakel
Galerie- und Kleinkunsthalle Zähringer
2. April 1993
Das Magdeburger Kabarett Die Kugelblitze spielt unter dem Titel: "Nur nicht die Wut verlieren".
30. April 1993
Rose Marie Doblies Gesang, Günther Doblies Gitarre, Bass, Tony Ryf Klavier mit Songs nach Marlene Dietrich , Romy Haag, G. Gershwin u.a.
1. Mai 1993
Songs of Seas and Ferries mit Shirley Grimes, Gesang, Gilbert Paefftgen, Hackbrett, Bänz Oester, Bass.
6. und 7. Mai 1993
"Der letzte Diktator" ein Monolog mit Hans-Peter Minetti
8. Mai 18.00 Uhr 1993
Liederstunde mit Hans-Peter Graf, Tenor und Hansjürg Kuhn, Klavier
12. Und 15. Mai 1993
Ruth Margot und Josef Bossart, Lieder und Chansons
21. Mai 1993
Helene und Adrian Wepfer und Markus Maibach, Kammermusik
22. Mai 1993
Jürg Lehmann und Katrin Tschanz, Berndeutsche Lieder 26./28./29. Mai 1993
Quattro Stagione mit dem neuen Programm: Ländler und Ausländler"
Mahagony-Hall, Klösterlistutz 18
Das aktuelle Veranstaltungsprogramm hängt wie immer im Info-Kästchen des Matte-Leist.
NEUE KULTURMÄTTELER SIND HERZLICH EINGELADEN, DIE RUBRIK KULTURMATTE MITZUGESTALTEN.
Bitte meldet Eure Produktionen/ Daten direkt an: Matte-Leist, z.Hd.. Matte-Zytig, Postfach 79, 3000 Bern 13
Witz des Monats
Gegen Ende eines Interviews mit Therese Frösch, der neugewählten Gemeinderätin, stellt der Journalist folgende wichtige Frage: "No zum Abschluss Frou Frösch nämts üs doch Wunder i welem Sternzeiche Dir gebore sit."
"Ig bi Wasserfrou!" - Meint der Journalist: "da heit Dir dä scho NO Glück gha, dass Dir nit Stier sit, schüsch wäret Dir ja ä Chue!"
Zum Glück hat Astrologie keine Probleme mit Humor!
Gä isch seliger als näh!
Für Leni Hersberger ist das kein leerer Satz, denn sie hat ihn 82 Jahre lang gelebt. Sie ruft mir das Zitat aus der Bergpredigt von der Küche her zu, während sie eine Schale selbstgemachter Truffes aus dem Eisschrank holt und sie mir auf den Tisch stellt. "Das ist die siebente Eigenproduktion in diesem Jahr. Ich selber darf sie zwar nicht mehr essen, aber meine Söhne, ihre Frauen, die Enkelkinder und andere Buben wie du, rühmen sie. Darum freut es mich, ihnen allen ab und zu eine süsse Freude zu machen."
Ich sitze am Tisch und betrachte all die Fotos aus Lenis Leben. Sie selber hat sich, wahrscheinlich aus Bescheidenheit, nur selten ablichten lassen. Dafür hat sie Alben und Schachteln voller Bilder ihrer Liebsten und ihrer Freunde sorgfältig gesammelt. Zu jedem Bild weiss sie eine bewegende Geschichte zu erzählen. Man merkt, dass sie mit dem Herz gelebt hat. "Ich bin wohl hier in dieser kleinen, aber komfortablen Wohnung über der Post. Und mit dem Posthalter und seiner Frau habe ich auch ein gutes Verhältnis. Kein Wunder: das sind noch Leute, die schaffen können. Die Frau Gränicher wischt noch eigenhändig den Gang und den Vorplatz." Lenis Wohnung ist voller Andenken an liebe Menschen. Auf dem Servierboy steht beispielsweise ein Weihnachtsstern, der ihr der alte Liftboy vom Senkeltram eines Tages gebracht hat, weil sie nicht mehr die Erste am frühen Morgen war, die in seinem Hebekasten erschien. Leni war damals krank gewesen und hat's natürlich niemandem sagen wollen. Man jammert einfach nicht. Aber bei ihrem regelmässigen Arbeitsgang zum `Lorenzini', wo sie noch immer rüstig ihre Halbtagsstelle inne hat, mussten die Mätteler merken, dass etwas nicht stimmte.
"Ich bin hier in der Matte geboren. Am 30. April 1911, wenn du's genau wissen willst. Und zwar im Haus des Restaurants Schwanen." - "Kenne ich nicht", werfe ich dazwischen. "Das war neben dem Zähringer, weisst du. Und da hatte es übrigens ein grosses Tor zu dem Platz, wo heute die Autos parkieren. Und auf dem Platz war ein Wöschhüsi. Meine Grossmutter hat dort noch meine Windeln gewaschen. Du musst nämlich nicht meinen, ich hätte in meinem Leben nicht auch mal in die Hosen gemacht."
Und dann erzählt sie mir von Tante Gugelhupf. Diese gutmütige Schwester ihrer Mutter buk den Kindern immer Gugelhöpfe zum Geburtstag, die man aber kaum essen konnte, weil sie so trocken waren. "Meine Eltern waren inzwischen in den Breitenrain umgezogen. Ich ging im Spitalacker in die Prim und in der Laubegg in die Sek. Aber am freien Mittwochnachmittag kam ich fast regelmässig zu Tante Gugelhupf hinunter und machte für sie Kommissionen und andere kleine Arbeiten. Damals gab es noch zwei Bäckereien und zwei Metzgereien in der Matte. Da bekam man als Kind immer ein Gutzeli oder ein Rädli Wurst." Lenis Verwandte waren der Matte sehr verbunden. Der Grossvater zum Beispiel war verantwortlich dafür, das in unserem Quartier die Gaslaternen jeden Abend angezündet und jeden Morgen wieder gelöscht wurden. Sein Onkel, der Stettler Bärtu, war der legendäre Badmeister im Bueber. Ein Bild von ihm hängt heute im Fischerstübli. "Leider leben viele meiner Jugendbekanntschaften nicht mehr", sagt Leni mit wehmütiger Stimme. "Aber ich bin froh, dass ich in meinem letzten Lebensabschnitt wieder hier unten wohnen darf." Sein Mann, Heiri lebte mit ihm über Jahrzehnte in der Schwanengasse. 1931 genau zwanzigjährig, hatte es mit ihm geheiratet. "Es war eine schwierige Zeit. Eine Krise, härter als heute. Und Heiri musste kurz vor unserer Hochzeit für einen Freund dem er Bürge gewesen war, sein ganzes Erspartes abliefern. Ich hatte keine andere Wahl, als mich sofort nach einer Arbeit umzuschauen; und eine zu finden war damals fast unmöglich. Aber ich hatte Glück und konnte in der EPA für 160 Franken im Monat Verkäuferin werden."
Mit Heiri zusammen hat Leni während 15 Jahren im Lorenzini gearbeitet, einfach um mit Arbeit einen Beitrag an die Gesellschaft leisten zu können. Uebers Wochenende verliessen sie regelmässig die Stadt und genossen das Landleben im Stöckli in Matzwil. Aber auch hier wurde gearbeitet: Ein riesiger Garten produzierte frisches Gemüse, das ihnen das Lorenzini abkaufte. In den jüngeren Jahren hatten die beiden einen Töff, mit dem sie am Sonntag ausfuhren und die Welt ausserhalb der Stadtmauer kennen lernten. Fast 56 Jahre lang war Leni Heiris Ehefrau, zog zwei Söhne auf und trauerte um das Töchterchen, das mit fünf Jahren starb. Am 3. März 1987 verstarb auch Heiri, den Leni in den letzten Jahren liebevoll in seiner Krankheit gepflegt hatte. Drei Jahre hielt Leni es noch allein an der Schwanengasse aus, dann wollte sie in jenes Quartier zurück, in dem sie die meiste Zeit seiner Jugend verbracht hatte. "Dr Vätu u d'Mättu, das si mini liebschte Erinnerige", resümiert die immer gut gelaunte Frau. Und dann fügt sie fürsorglich hinzu: Nimm NO es Praliné, bevor dass de geisch. U chumm gli wieder. Wenn i d'Vorhäng zrügg zoge ha, bin i daheim."
Wohnungsbesichtigungen
AM 31. März 1993 läuft die Einsprachefrist zur Aktion "Zuhause in Bern" ab. Der Verkehrsrat von Bern erklärte gegenüber der MATTE-Zytig:
"Es handelt es sich dabei um eine erstmals am 1. April 1993 anlaufende Aktion. Sie dauert bis in den Herbst 93 und wird jährlich wiederholt. Ziel ist es, dem rückläufigen Touristenzahlen entgegenzuwirken. Dabei soll das fremdenfreundliche Image von Bern besser an die Touristin und an den Touristen herangebracht werden."
Touristen, die eine Stadtrundfahrt in einer Kutsche buchen haben die Möglichkeit, eine Wohnung im Altstadtgebiet zu besichtigen. Kommen sie bei der Stadtbesichtigung an einem Haus vorbei, das ihnen besonders gefällt, können sie das Kütschli anhalten lassen und im Haus eine Wohnung nach ihrer Wahl besichtigen.
Die Bewohner sind gebeten, freundlich zu lächeln und eine Berner Tracht zu tragen. Das Verkehrsbüro empfiehlt, vor den erwartungsgemäss besucherstarken Wochenenden die Wohnung aufzuräumen und gründlich zu putzen.
Leider können keine Entschädigungen ausgerichtet werden, dafür dürfen Sie aber allfällige Trinkgelder behalten! Es ist nicht vorgeschrieben, den Besuchern etwas anzubieten, das könnte aber ein schöner Brauch werden.
Der Vorstand des MATTE-Leistes jedenfalls freut sich bereits heute auf viele positive Reaktionen. Wenn Sie allerdings lieber nicht möchten, dass Ihre Wohnung besichtigt wird, so melden Sie dies bitte dem MATTE-Leist noch vor dem 1. April 1993, damit er Sie auf die Negativ-Liste eintragen kann. Adresse: MATTE-Leist Postfach 79, 3000 Bern 13
Widder-Feuer-Menu
Der Widder: heiss und begehrlich, jemanden den man/frau mit Feuer locken kann. Die Gerichte sind für zwei Personen berechnet. Dieses feurige Tête-à-Tête sollte mit einem spritzigen Weisswein und einem leichten Rotwein genossen werden; vergessen Sie das Mineralwasser nicht! Feuer muss man manchmal auch löschen können.
Fischsuppe "au feu"
- 1 Zwiebel und junger Lauch, 1-2 Knoblauchzehen, 1 EL Oel, 1/2 TL Curry, 1/4 TL Cayenne-Pfeffer, 1/2 lt. Fischbouillon, 1/4 Fenchelknollen, 2 kleine Tomaten,
- 1 Lorbeerblatt, frischer Thymian, Salz, weisser Pfeffer gemahlen
- 175 gr. Heil - oder Steinbuttfilets
- 2 dl. Rahm etwas Safran
- 200 gr. Seewolf, Dorsch
- 2 Muscheln
- Schuss Weisswein
Zwiebeln hacken, Lauch in dünne Ringe schneiden. In erhitztem Oel mit Knoblauch, Curry und Cayenne-Pfeffer dünsten. Mit Fischbrühe ablöschen. Klein geschnittenen Fenchel, Tomaten, Lorbeer und Thymian dazugeben. Mit Salz und Pfeffer abschmecken, und zerkleinerten Heilbuttfilets dazugeben. Aufkochen und offen ca: 20 Min. leise köcheln lassen. Lorbeerblatt und Thymian entfernen. Den ganzen Suppeninhalt im Mixer pürieren. Die Fischsuppe mit Rahm und einem Schuss Weisswein aufkochen und die Safranfäden hinzufügen. 10 - 15 Min. bei schwacher Hitze einkochen und regelmässig umrühren. Inzwischen die Muscheln putzen. Seewolffilets in mundgerechte Stücke schneiden und mit den Muscheln in die die Suppe legen. Die Suppe nochmals ungefähr 10 Min. am Kochpunkt halten, dabei ab und zu umrühren und sehr heiss mit viel LIEBE anrichten!
Paprika-Lamm-Kebab auf Couscous
Paprikasauce: 4 Peperoni oder Paprikaschoten (oder halb/halb) halbieren und entkernen 1 dl. Hühnerbouillon Schuss Dry-Martini 2 dl. Rahm Salz
Couscous: 1/2 Lauchstengel in Streifen geschnitten 2 1/2 dl. Wasser, 1 EL Olivenöl, Salz, 250 gr. Couscous 30 gr. Butter 1 kleine Peperoncini (Chilli) fein gehackt 40 gr. gesalzene Erdnüsse, grob zerhackt
Fleisch: 400 gr. Lammrücken in ca. 20 gr. schwere Würfel geschnitten Salz, Pfeffer, 1/2 dl. Olivenöl und 2 Peperoncini (Chilli) fein gehackt
- Wer Lamm nicht mag, kann dieses durch Rindfleisch ersetzen.
- Für die Sauce Peperoni klein schneiden, in der Bouillon und dem Rahm weich kochen. Im Mixer fein pürieren und durch ein Sieb streichen. Mit Salz und Dry-Martini abschmecken. Etwas eindicken lassen; im Notfall wenig Maizena in Dry-Martini oder Rahm aufgelöst, beifügen.
- Für das Couscous zunächst den Lauch in gesalzenem Wasser knapp weich kochen. Beiseite stellen. 2 1/2 dl. Wasser mit Oel und Salz aufkochen. Die Pfanne vom Herd nehmen, Couscous beigeben. 2 Min. aufquellen lassen. Butter, Peperoncini, Lauch, Nüsse beifügen. Gut verrühren und mit Salz würzen.
- Lammfleisch mit Salz und Pfeffer würzen, in heissem Olivenöl anbraten und Peperoncini beigeben. Auf Küchenpapier abtropfen lassen. *Couscous in der Tellermitte anrichten, Lammfleischwürfel draufsetzen und mit heisser Paprikasauce umgiessen.
"GUT SCHARF"
Das Dessert überlassen wir Ihren Fantasien!
...wi der eigetHosesack
I bi geng chly stouz druuf, d Stadt Bärn, u bsungers d Autstadt guet z kenne. I bi ja zletschtamänd dert unger u a der Matte nide ufgwachse. I der Autstadt bin i deheime gsi, bis i wyt über Zwänzgi bi gsi, un es het mer ordeli weh ta, won i i de Füfzgerjahr dert furt bi. Aber me cha ja nid geng am glychen Ort blybe.
I kenni d Stadt vom Zytgloggen aa nidsi wi mi eiget Hosesack. Vo däm bin i überzügt gsi, un i hätt jede, wo öppis angers het wöue bhoupte, schreg aagluegt. U glych bin i einisch wüescht dernäbe trappet u ha öpperem e lätzi Uskunft ggä. I ha das zwar gly druuf gmerkt, aber da isch es scho z spät gsi. Un i überchume hüt no fasch e rote Chopf, wen i dra dänke.
Aber loset sälber.
Es isch am ne Mittwuch Namittag im Einevierzgi gsi. I bi denn i ds achte Schueljahr ggange u bi a däm Namittag zum ne Schuelfründ, wo am Stalden unger deheimen isch gsi. Unger a der Chirchgass, dert wo d Chrüzgass übere geit, isch es jüngers Fröilein gstange, es Göferli i der Hang, u het zimli ratlos umenangergluegt. Wo si mi het gseh cho, isch si zwee, drei Schritt uf mi zuegloffe u het mi chly verläge aagredt. Em Dialäkt nah isch si us em Obeland cho.
Ob ig ihren ächt chennti sägen, wo der Buebebärgrein syg. Buebebärgrein? I ha se läng aagluegt u ändlech gseit, i kenni d Stadt zwar unerchannt guet, aber e Buebebärgrein _ nei, so öppis gäb es nid hie z Bärn. Mir heigen e Buebebägplatz u ne Buebebärgstrass _ ob si amänd dert häre müessi?
Si het im Tschööplisack gnuuschet um ändlech es ghörig verwuuschets Zedeli füregchnüblet. Si het's glattgstriche u mer's unger d Nase gha: «Da, derthäre sellt i!» Würklech, uf däm Zedeli isch dütlech "Bubenbergrain" gstange, u derzue no der Name von ere Frou. Numen äber, ob dä Strassename o rächt gschribe isch? Rain u Strass - vilech seit men im Oberland beides u meint ds Glyche. U hie bi üüs git es ekei Buebebärgrein _ i kenne d Stadt dänk guet gnue, für das z wüsse!
Nenei, das Fröilein muess a Buebebärgplatz oder a d Buebebärgstrass. Weder am Buebebärgplatz wohnt ja chuum öpper. Der sy ja nume luter Gschäftshüser. U de no der Burgerspittu.
Burgerspittu? Wott die amänd öpper vo dene aute Lüt dert ga bsueche, wo dert deheime sy? Nume, wen i das Fröilein a di rächti Adrässe wott schicke, sött i chly öppis Neechers wüsse:
«Loset, isch die Frou uf däm Zedeli öppen e Tante oder e Grossmuetter, wo im ne Autersheim isch?»
Ds Fröilein het dr Chopf gschüttlet: «O nei, das isch niemer im ne Heim. Es isch e Tante vo mir u die sellti äben a däm Buebebärgrein wohne. I chan e Stell aaträte hie i der Stadt, u bis i sälber es Zimmer finge, chan i bi der Tante loschiere.»
Da hei mer's: nid Burgerspittu u dermit nid Buebebärgplatz. «De git es nume no eis: dir müesset a d Buebebärgstrass _ u die isch im Chrichefäld.» «U wo isch das ?» het ds Fröilein schier hilflos gfragt. «Änet der Chirchefäldbrügg.» han i umeggä. «Chirchefäldbrügg? u wo isch de die?»
Äbe ja, das Fröilein kennt ja üsi Stadt nid. De muess i das dänk chly neecher erchläre. I ha ne Aalouf gno un ere gluegt byzbringe, wo di Chirchefäldbrügg u di Buebebärgstrass syg, u wi si der häre chömi. Derzue han i mit de Häng schier e Stadtplan i d Luft use zeichnet. Si het de ömu no gly einisch begriffe, dass di gsuechti Strass vo der Thunstrass di zwöiti syg, wo rächts übere häbi. Es syg vo hie uus öppe zäh Minute z loufe. Das Fröilein het sys Göferli wider i d Hang gno, mer no einisch «Dank hei gisch» gseit u isch nachhär d Chrichgass uf dervogschuenet. I ha mi o nümmer länger gsuumet u mi wider uf e Wäg zu mym Fründ gmacht. Dür d Chrüzgass übere u nachhär d Grächtigkeitsgass ab. Derzue han i es ordeli stolzes Gfüel gha, dass i das Fröilein a di rächti Adrässe ha chönne wyse. Ja, es isch äbe guet, we me d Stadt kennt wi der eiget Hosesack!
Am spätere Nachmittag bin i wider gäge hei ggange. Nid ganz der glych Wäg. I bi d Junkeregass uuf. Mir sy vor Jahre einisch der deheime gsi u drum bin i no ganz gärn dert düre gloffe.
Won i bim Erlacherhof düre bi, han i schier me zuefelig gäge dä Durchgang übere gluegt, wo dert unger däm Huus düre gäge d Matte abe geit. O ne vertroute Wäg vo mir. Wi mängisch bin i dert abe gloffe i Chindergarte a der Schiffloube unger?
Da bin i ungereinisch mit den Ouge a der Stassetafele ebhanget, wo näbe däm Durchgang a der Muur isch gsi. U da bin i wüescht erchlüpft blybe stah u ha dä Name dert druffe zwöi-drümau gläse. U das mit emne zimli rote Chopf Uf der Tafele isch nämlech "Bubenbergrain" gstange, Buebebärgrein! Mir het es fasch öppis ggä. Natürlech, der Bowäger! So het me hie u i der Matte unger däm Stutz gseit. Das er eigetlech Buebebärgrein heisst, het me zwar scho gwüsst. Aber wär dänkt scho da dra? Chuum öpper. Drum het o fasch niemer hie zäntume däm Stutz angers gseit weder äbe Bowäger. O mir Buebe hei das nid angers gha. U drum han i vori, wo mi das Fröilein nach däm Buebebärgrein gfragt het, o nid dra ddänkt, dass das ja eigetlech a Bowäger wott u dä chuum zwo Minute vo üüs wäg isch. Vo der Chrüzgass uus d Junkeregass ab bis zum Erlacherhof, u scho wär si obe a däm Buebebärgrein gsi.
Oder äbe am Bowäger!
Schier mit emne schlächte Gwüsse, aber o mit ere unerchannteTöibi im Buuch, dass mir so öppis het müesse gscheh, bin i gäge hei trappet. I kenni d Stadt wi my Hosesack! Ja, mytüüri! Da schicken i öpper Frömds e Viertustung wyt i di lätzi Gäget, was het äch das Fröilein ddänkt, wo si dert ihri Tante nid gfunge het? U de wider muess nachefrage u zletschtamänd vernäh, si heig e Naregang gmacht. U das nume, wiu so ne Glünggi e lätzi Uskunft ggä het. Eine wo meint er kenni d Stadt so guet!
Der einzig, wen ou nume chly Troscht isch gsi, dass i mer gseit ha, dass vilecht no mänge angere glych ynegheit wär. U wär weiss, wi mänge, wo scho lang hie i der Autstadt oder a der Matte unger deheim isch, würd tüür u fescht bhoupte, es gäbi kei Buebebärgrein. Ömu nid hie z Bärn!
Dänkwou git es eine. Nume isch u blybt dä für mi u mänge angere geng der Böwäger.
De wär aber da n öppis z säge. Es söu mer jjitz niemer fürha, es gäbi ja gar kei Buebebärgstrass z Bärn. Das stimmt e Bitz wyt. Ömu für di hütegi Zyt. Aber früecher einisch het es äbe doch eini ggä. Im Chirchefäld äne. Aber im Zwöievierzgi isch si dür ne bhördleche Bschluss umtouft worde u heisst sit denn Mottastrass. Zu Ehre vo däm ehemalige Bundesrat. Me het denn gseit, mir heige ja scho ne Buebebärgplatz u ne Buebebärgrein, u das sötti's eigetlech tue. Mit denen zwee Näme heig me em Adrian vo Buebebärg gwüss gnue Ehr aata u de chönn dä di Strass sauft däm Bundesrat abträtte. Ob der Buebebärg öppis derwider hätti gha? I gloube chuum. So win er wahrschynlich o nüüt dergäge het, dass me däm Stutz, wo ja si Name treit, äbe glych no Bowäger seit.
Ding Dong, dr Reklamegong:
Mir danke em Alfred Beck , das är üüs di Gschicht us em aute Bärn het la abdrucke. Vom Alfred Beck si scho es haubs Dotze Büecher mit bärndütsche Gschichte erschine. Im April chunnt im Cosmos Verlag sis nöischte uuse: "Dr Batzechlemmer"..
Dr Heinz Inderbitzi het die Gschicht äxtra für üüs illustriert, merci Heinz. Der Heinz Inderbitzi zechnet die glettischte Poschtcharte vo Bärn u ou vom Oberland. Vorletscht het är im Zähringer sini Bilder uusgschteut. Wäutberüemt ischer aber ersch mit de Illustratione ir MATTE-Zytig
Ausbruch aus dem Alltag
eine kleine Geschichte von Jacqueline Vuillien
Die warme/kalte Dusche hatte heute nicht den gewünschten Effekt erzielt. Noch immer müde und zerschlagen stand ich mit meiner Kaffeetasse in der Hand am Fenster und starrte in die Morgendämmerung hinein.
Ein Tag begann, ein Tag wie jeder davor und ein jeder danach. Ein Tag, der gelebt sein wollte und den ich, wie üblich, mit Arbeit verbrachte: Hinein ins Büro- lächeln - acht Stunden arbeiten, raus aus dem Büro- Lächeln ausknipsen. Mit einem Achselzucken drehte ich mich vom Fenster und meinen Gedanken weg und nahm meine Jacke.
Das Rütteln des Bus vermochte zwar meine Gedanken zu mischeln, aber immer wieder woben sie das gleiche trübe Muster. Wo waren nur mein Elan, mein Strahlen geblieben? Auf der Strecke des Arbeitstrotts? Die Bahnhofhalle durchquerend, warf ich einen Blick auf die Dahinhastenden. Die Mienen drückten alles aus: Unlust, Stress, Müdigkeit. Grau zu grau: Gummiboden zu Betonwand zu grauen Gestalten. Wie aus dem Nichts heraus - Farbtupfer lachende Gesichter. Eine Gruppe Menschen kreuzten meinen Weg: Aufregung und Unternehmungslust blitzten aus den Augen, mit leicht geröteten Wangen strebten sie den Geleisen zu. Magisch angezogen folgte mein Blick der fröhlichen Gruppe, und wie von unsichtbaren Fäden gezogen, folgten meine Beine nach: Hinunter den Gang, hoch die Treppen, hinein in den Zug. Da stand ich, der Zug ruckte, fuhr an - fuhr davon und ich damit!
Nach Luft schnappend setzte ich mich auf den nächsten Sitzplatz. Gurgelnd kroch aus tiefstem Bauch ein Gefühl hoch - ich legte meine Füsse auf das Polster vis-à-vis und - lachte!
Wie entsteht die Matte-Zytig
Sie schauen in die Sterne und holen den Mond auf die Erde ( Jacqueline Vuillien, Susanne Troxler, Rosmarie Bernasconi)
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Der Redaktionsschluss wird festgelegt fürs ganze Jahr. Manchmal wird er sogar eingehalten! Dann geht's los:
- Rosmarie und Jacqueline legen einen Grobraster der Inhalte fest. Jacqueline kontaktiert die entsprechenden Leute, wie z.B. Christian Hänni unseren freien Mitarbeiter! Ueberhaupt sind wir gut im Delegieren. Wir schreiben, suchen zusammen, jubeln , wenn ein spontaner Mattenbewohnerbeitrag eingeht, brüten über Ideen, Sprüche und frechen Einfällen. Während der ganzen Zeit tippt Rosmarie zusätzlich die Artikel in den PC ein, wenn nicht arbeitseinsparend Disketten geliefert werden, sammelt fleissig Inserate und hält auch sonst alles unter "Kontrolle".
- Nach Redaktionsschluss treffen sich Jacqueline und Rosmarie zu ihren Kreativsitzungen: Sie gestalten die Seiten und füllen leere Plätzchen, führen lockere Federn und Mundwerke, nehmen sich zusammen. Wir lieben diese gemeinsamen Stunden sehr.
- Dann legen wir die Vorlage (Layout auf Diskette) in die Hände von Susanne. Als Setzerin in der Druckerei Schenker beschäftigt, entpuppte sie sich als wahre Perle für die Matte-Zytig. Sie setzt, macht Filme und gibt Rosmarie gute Ratschläge, wie sie das Layout verbessern kann. Keine Unmöglichkeiten sind zuviel für Susanne. Unschätzbar sind die Kleinigkeiten, wie noch schnell in die Matte "spiden" um den Probeabzug abzuliefern.
- Jacqueline, Christian und Rosmarie lesen die Fahne durch und geben dann das Gut zum Druck. Ein paar Tage später halten Sie die Matte-Zytig in Ihren Händen!
Impressionen 1
Wer reitet so spät durch Nacht und Wind? Es sind die Hexen mit ihrem Kind; Sie halten die Zytig wohlig im Arm. Sie fassen sie sicher und halten sie warm.
Sie kreischen und jauchzen, sie schlagen und fauchen, sie singen und tanzen durch Sturm und Blitz:
"Ihr lieben Leut kommt schreibt mit uns! Gar schöne Artikel erwarten wir von Dir; manch bunte Wörter findest Du am Aarestrand. Uns reizen Deine Gedanken- komm gib sie uns in die Hand".
Sie sammeln Artikel, sie schleichen um Hecken und warten auf Post und hui sind sie weg um alle Ecken! (Goethe ruhe in Frieden)