Alt Matte-Leist Präsident ist nicht mehr
23.4.1931 – 11.09.2019

«Man sieht die Sonne langsam untergehen und erschrickt doch, wenn es plötzlich dunkel ist.»

stirnemann08 004 01Dieser Spruch passt zu René Stirnemann. René kenne ich seit rund 30 Jahren, seit der Zeit, als ich damals in die Matte gezogen bin. Der umtriebige René fiel auf, war nie um eine Idee verlegen.

René Stirnemann übernahm lange Jahre die Aufgaben des Matteleist Präsidenten. In die verschlafene Quartierorganisation kam ein neuer Wind – ein Wirbelwind. So schaffte es René, dass zum Nationalfeiertag das Quartier mit schönen Zunftsfahnen beflaggt wurde. Nach einem eher anstrengenden Montagesamstag überredete er die Feuerwehr, dass sie mit ihren langen Leitern die Flaggen montierten.
Am 23. März 1999 gab er unwiderruflich seinen Rücktritt als Leist-Präsident bekannt und übergab sein Amt einer jungen Präsidentin. Stefanie Preiswerk übernahm danach die Geschicke des Leists. René Stirnemann blieb aber lebenslang Ehren-Präsident der Quartierorganisation.
Doch nach seinem Rücktritt gab René keinesfalls Ruhe. Ich erinnere mich, dass wir während seiner Matteleist-Zeit viele Kämpfe ausgefochten haben. Nicht nur ich, auch die andern Vorstandmitglieder bekamen seinen «sturen Kopf» oft zu spüren. Und ehrlich, wenn René etwas im Kopf hatte, dann war es schwierig ihn von einer anderen Meinung zu überzeugen. Doch schlussendlich brachten uns seine Ideen zum Ziel: Zum Beispiel wurde aus dem ehemaligen Kulissenlager im Wöschhüsi ein Ort der Begegnung, aus Parkplätzen wurde ein Stadtpärkli, der aktuelle «Dorfplatz».

Eine andere unendliche Geschichte war die Weihnachtsbeleuchtung der Quartiergassen. Für Rene war das sonnenklar ein Muss, hingegen nicht für die andern Mitglieder, denn so viel Geld wie geplant, hatte die Leist Kasse nicht zur Verfügung! So blieb es denn bei einem Vorprojekt. Jedenfalls kam dann viele Jahre später eine gemässigte Weihnachtsbeleuchtung zum Tragen. Legendär war aber auch seine Reaktion auf die Absage: An seinem Wohnhaus an der Gerberngasse 21 blinkte und leuchtete es an Weihnachten in allen Farben.

René war ein Befürworter der Poller. Im Archiv von 2007 habe ich folgenden Kommentar gefunden:
«Poller wären wahrscheinlich das einzig Richtige – allerdings bleibt die Frage offen: wo müssten diese installiert werden? Poller dürfen nicht dazu führen, dass das Quartier zu einer Sackgasse verkommt!». Jedes Mal, wenn ich beim Poller vorbeifahre, denke ich an Renés Beharrlichkeit in solchen Situationen.

Einen kurzen Abstecher machte er nach dem Hochwasser 1999, da verschwand er kurze Zeit aus der Matte in ein trockeneres Quartier. Zur Ruhe kam René aber nicht: Er stieg beim Seniorweb ein und brachte dort seine kreativen Ideen ein. Doch schon wenige Jahre später kam er und Marianne mit Ross und Wagen zurück in die Matte. Erst als er 2017 altershalber und kurz von der Renovation aus der Schifflaube ausziehen musste, weil die steile Treppe zu mühsam wurde, verabschiedete er sich endgültig aus der Matte und zog nach Bümpliz, wo er seine letzten Lebensjahre verbrachte.

René Stirnemann hat mit seiner Tatkraft und seinen Visionen Weichenstellungen im Quartierleben vorausgenommen, die bis heute nachwirken, er hat die Matte durch eine schwierige Zeit zu einem modernen, beliebten Quartier geführt. Besonders lag ihm die Mattezytig als selbständige Quartierzeitung am Herzen.

Jetzt bist du gegangen – erwartet und dennoch unverhofft. Du hast deine Ruhe gefunden. Wir hingegen erinnern uns an unzählige Anekdoten und Geschichten, die so eng mit dir verbunden sind, dass wir dich in unserem Herzen bewahren werden.
Rosmarie und Peter

Traueradresse: Marianne Stirnemann, Ramuzstrasse 14, 3027 Bern

Die Trauerfeier fand im engsten Familienkreis statt.