Malergeschäft Hutmacher - ein Familienunternehmen aus der Matte

Peter Hutmacher ist am 18.2.1942 im Zeichen Wassermann geboren. Verschmitzt schaut er mich an und bemerkt spontan «Mein Aszendent ist übrigens Maler»; grosses Gelächter rundum. Wir stehen während der Znünipause der zahlreichen Handwerker in der Bäckerei Fuhrer im Mattequartier bei Kaffee und Gipfeli. Seit dem Hochwasser haben Handwerker Hochkonjunktur; auch Peter Hutmacher hat viel Arbeit hier im Quartier. Das Malergeschäft Hutmacher ist spezialisiert auf Renovationen, Umbauten und Fassaden. «Arbeitest du auch in Neubauten?» «Nein, Neubauten interessieren mich weniger, weil ich dann zu oft 0815 Arbeiten ausführen müsste», antwortet er mir.

Peter sass im Mai 1964 auf der Plattform und träumte von einem eigenen Geschäft. Und weil es gerade Mai war, kam ihm der Slogan "Alles neu macht der Mai" in den Sinn. Sein erstes Inserat erschien im Stadtanzeiger. Da er noch kein eigenes Telefon besass, gab er die Telefonnummer seiner Mutter an. Schon kurz nach dem Erscheinen des Inserates kamen die ersten Telefonanrufe. Eigentlich hatte er gar nicht damit gerechnet, dass überhaupt jemand anrief. So wurde die Firma 1964 als Einmannbetrieb geboren. Lange Zeit hatte er sein Geschäft am Eigerplatz in der ehemaligen Parkettfabrik, bevor er 1990 an die Aarstrasse 76 ins Berner Mattequartier zog.

Die berühmte Wandmalerei mit Marianne

«Ich wollte schon immer in die Matte und als uns dieses spezielle Haus, welches unter Denkmalschutz steht, an der Aarstrasse angeboten wurde, gab es kein langes Überlegen mehr. Natürlich mussten wir alles umbauen und steckten sehr viel Eigenleistung in das Haus. Dieses Haus hat eine grosse Geschichte und muss über 250 Jahre alt sein.» Seine Augen leuchten wenn er über dieses Haus spricht.

 
Beat und Peter Hutmacher

Während ich Peter amüsiert zuhöre, kommt sein Sohn Beat zur Türe herein und gesellt sich zu uns. Beat Hutmacher ist seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten. Das freche Grinsen und die spitzbübischen Augen hat er von ihm geerbt. Beat arbeitet seit 10 Jahren im Betrieb des Vaters, als Juniorchef, und wird die Firma eines Tages übernehmen. Der im Sternzeichen Schütze geborene, ebenfalls mit Aszendent Maler, arbeitet gerne im Betrieb seines Vaters. Als er in die Firma eintrat, hatte er schon eine Berufslehre als Detailhandelsangestellter hinter sich. Zuerst arbeitete er zwei Jahre in der Firma mit und absolvierte erst dann seine Malerlehre. «Ich wollte sicher sein, dass mir dieser Beruf auch gefällt. Es hätte mir nichts genützt, wenn ich es nur meinem Vater zuliebe getan hätte», meint er für einmal eher nachdenklich. «Ich habe natürlich Freude, dass einer meiner beiden Söhne den Betrieb weiterführt, aber erwartet habe ich es nicht,» erwidert Peter. Sohn Yves arbeitet ebenfalls im Geschäft mit.  Und seine Frau Marianne ist eine wichtige Stütze im Familienbetrieb Hutmacher. Ohne Marianne würde sicher manches Chaos entstehen!

Beat ist verheiratet und hat zwei Kinder. «Übrigens meine Kinder kommen gerne in die Matte zum Grossvater, am liebsten wenn es Fischstäbli gibt», sagt er schalkhaft. Nachdem uns Ana-Maria frischen Kaffee hingestellt hat, frage ich die beiden, nach ihren Freizeitbeschäftigung. Beide sind im Curlingclub Cristal, Peter ist ein absoluter Töfffreak und ein begeisterter Jogger. Für Beat steht seine Familie im Vordergrund. «Ich spiele ein bisschen Tennis, aber so sportlich wie mein Vater bin ich natürlich nicht», witzelt Beat.

Sie arbeiten gerne zusammen und haben die gleiche Wellenlänge. Für Beat ist sein Vater eher Vorbild und Kollege, so fällt es ihnen nicht schwer den Pinsel im gleichen Takt zu schwingen. Ich spüre die grosse Vertrautheit zwischen Vater und Sohn und die Achtung welcher jeder vor der Persönlichkeit des andern hat. Es ist keine gespielte Harmonie, keine Facette. Vielleicht haben sie deshalb so viel Erfolg in ihrem Geschäft. Jeder lässt den andern machen. «Früher haben die meisten Kunden nur mit mir sprechen wollen», meint Peter. «Und jetzt wollen sie mich», grinst mich Beat verschwörerisch an. Der Generationenwechsel macht sich langsam bemerkbar. Peter ist froh, dass er seinem Sohn Verantwortung abgeben kann und er nicht mehr alles alleine tragen muss.

Bücher von Peter Hutmacher

Erschienen im Verlag EInfach Lesen Bern:

  • Vollgas und Gegenwind - Töffgeschichten - erlebt - erfahren - erinnert ► Buchinfo
  • Bern - Bosporus 1963 - Reisegeschichten - erlebt - erfahren - erzählt ► Buchinfo

Für beide ist es wichtig, dass die Kunden Vertrauen zu ihnen haben. «Es ist nämlich nicht selbstverständlich, wenn uns die Kunden ihren Hausschlüssel überlassen, dafür braucht es schon Vertrauen», sagt Peter ernst. Auch gegenüber den Mitarbeitern haben sie ein kollegiales und familiäres Verhältnis. So ist es nicht verwunderlich, dass die Mitarbeiter meist über Jahre hinaus im Betrieb arbeiten.

Was sind eure Visionen? frage ich zum Schluss unseres Gespräches. «Ich möchte noch mehr Reisen, lieber mit dem Töff als mit dem Flugzeug, und vor allem will ich nicht auf dem Totenbett den Eindruck haben, etwas verpasst zu haben», sagt Peter fast philosophisch. «Und ich möchte, dass das Geschäft weiterhin so gut läuft, es meiner Familie gut geht und, dass ich wieder vermehrt Zeit habe für die Musik», erklärt Beat ernst.

Die Bäckerei hat sich geleert, die Handwerker sind wieder an der Arbeit. Auch Beat und Peter gehen an ihre Tätigkeiten zurück, während ich noch für einen kurzen Moment stehen bleibe und meinen Gedanken nachhänge.

Herzlichen Dank Beat und Peter für das humorvolle, ernste aber auch witzige Gespräch.

Rosmarie Bernasconi, ca. 2002